PATIENTEN-INFORMATION: KNIEIMPLANTATE

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WOFÜR ?

Kniearthrose bedeutet, dass sich die Knorpel im Kniegelenk abgenutzt haben. Man kann sie nicht so heilen, dass alle Erscheinungen wieder verschwinden. Aber man kann etwas gegen die Beschwerden tun: Trainieren der Muskeln und Bewegung. Nicht jeder, der Beschwerden hat, benötigt ein Implantat.

Bei der Entscheidung für ein Knieimplantat spielen diese Kriterien eine Rolle:
Alter, Stärke und Dauer der Beschwerden, andere Behandlungen, gesundheitliche Voraussetzungen (andere Erkrankungen), Erwartungshaltung.

Ein erhöhtes Risiko eine Kniearthrose zu bekommen, besteht bei starkem Übergewicht (Body-Mass-Index > 30), anatomische Asymmetrien (z. B. Fehlstellungen, ungleich lange Beine), Verletzungen (z. B. Kreuzbandriß, Meniskusschaden).

Für ein Implantat spricht, wenn die Schmerzen über Wochen stark anhalten, andere Behandlungen nicht wirken und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist (fehlende Mobilität oder Selbständigkeit).

Oberschenkelknochen (femur)
Schienbein (unterer großer Knochen, tibia)
Wadenbein (unterer kleiner Knochen, fibula)
Gelenkknorpel
Schäden am Knorpel und Knochen/verengter Gelenkspalt auf der rechten Seite

ZUR BEHANDLUNG KOMMT FOLGENDES IN FRAGE:

Nicht operativ:

  • Bewegungstherapie
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel (Salben, Pflaster, Tabletten)
  • Hilfsmittel (Schuheinlagen, Bandagen)
  • Gewichtsabnahme
  • Injektionen in das Gelenk (möglichst nicht länger als 8 Wochen, da sonst Schäden durch die Injektionen auftreten können)

Nichtoperative Maßnahmen sind auch sinnvoll, um den Zeitpunkt einer Operation hinauszuschieben und damit auch eventuelle spätere Austauschoperationen. Bei 50-80% der Patienten führen konservative Maßnahmen zu Verbesserungen.

Operativ (möglichst nur wenn die Erkrankung nur auf das Knie beschränkt ist):

  • Total-Endoprothese
  • Teil-Endoprothese
  • Korrektur von Fehlstellungen

DIAGNOSE

Die Diagnose kann meist durch eine klinische Untersuchung gestellt werden.

Bildgebende Verfahren und Bluttests sind hilfreich, um allgemeine oder andere Erkrankungen festzustellen. Röntgen, Ultraschall und Magnetresonanztomographie korrelieren nur wenig mit den Beschwerden bei einer Arthrose. So sind bei etwa 20% der Menschen über 40 Jahre Meniskusschäden erkennbar, bei 40% ist der Knorpel verändert und etwa 40% haben Veränderungen am Knochen.

Vor einer geplanten Operation sind bildgebende Verfahren zur Operationsplanung notwendig.

ZEITEN

Der Eingriff dauert etwa 1-2 Stunden. Bewegungsübungen beginnen sofort nach der Operation. Die Rehabilitation dauert ca. 3 Wochen. Nach etwa 6 Wochen ist das Knie wieder im Alltag belastbar, nach 6-9 Monaten ist die Heilung abgeschlossen.

5-10% der Knieendoprothesen müssen innerhalb von 10 Jahren ausgetauscht werden.

KONTRAINDIKATIONEN

Alle Erkrankungen, die ein Operationsrisiko darstellen.

Wenn die Erkrankung mehrere Gelenke betrifft, muß abgewogen werden, ob und ggf. bei welchen Gelenken operative Maßnahmen sinnvoll sind.
Bei Berufen, bei denen man häufig kniet oder hockt, sind Knieimplantate kritisch zu sehen.

RISIKEN

Kurzfristige Risiken: Entzündung, Thrombose, Hämatom, Nerv- oder Gefäßverletzung, Materialüberempfindlichkeit, ungleiche Beinlänge.

Langfristige Risiken: Lockerung des Implantats, Knochenerweichung, Entzündung, chronische Schmerzen, Tod (<1%).

15-20% haben weiterhin Beschwerden.
Bei etwa 5% wird das Gelenk steif.
Bei 1% kommt es zu einer Entzündung, was in der Regel eine Nachoperation erforderlich macht.

Bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle (weniger als 1%).

Wie oft müssen Hüftendoprothesen erneuert werden?
Alter, in dem die Prothese eingesetzt wurde Häufigkeit der Erneuerung
männlich weiblich
50 Jahre 35% 20%
60 Jahre 18% 16%
70 Jahre 6% 5%
80 Jahre 2% 2%
Quelle: ERPD 2019

SPORT

Sport wird auch bei einem Knieimplantat empfohlen. Dies gilt allerdings nicht für alle Sportarten in gleichem Maße. Gleichmäßige Belastungen des Gelenks sind in der Regel unproblematisch (z.B. Radfahren, Skilanglauf), während sogenannte Stop-Go-Sportarten kritisch sein können (z.B. einige Ballsportarten).

FEHLER
Ca. 5% nach dem Eingriff

MATERIALIEN
hXLPE (Hoch-Quervernetztes Polyethylen (UHMWPE), hXLPE+Antioxidans, PE (Polyethylen, Teflon), Keramik, mXLPE (Moderat-quervernetztes Polyethylen (UHMWPE), Metall (Titan (TiAl6V4 a.o.), CoCrMo-Legierungen)

Links: Partielles Knieimplantat (es ist nur der rechte Teil des Kniegelenks mit einem Implantat versorgt)
Rechts: Totales Knieimplantat mit Oberschenkelkomponente (Metall), Gleitfläche (weiß) und Unterschenkelkomponente

ZAHLEN / STATISTIKEN

USA: 4.7 millions of Americans have total knee arthroplasty (3 million female, 1.7 million men)

Germany: ca. 150.000 Knieimplantate/Jahr (ERPD 2019), davon 86% total, 13.5% partielle Implantate. Einfluss auf den Erfolg haben das Geschlecht, das Alter, der BMI, Begleiterkrankungen, die Art der Schaftverankerung, die Häufigkeit des Eingriffs in einem Krankenhaus.

Die Beschwerden bei Kniearthrosen bleiben über 5-8 Jahre gleich, bei 7% nehmen sie zu und bei 8% lassen sie wieder nach. Akute Schübe erleben etwa 40% dieser Patienten.

In Deutschland haben etwa 4% aller Erwachsenen eine Kniearthrose.

Bei 70-90% lassen die Beschwerden stark nach. Etwa 80% der Patienten sind langfristig mit einem Knieimplantat zufrieden, etwa 20 % haben weiterhin Probleme.

Etwa 5-10% der Teilimplantate und 3-4% der Vollimplantate werden innerhalb von 5 Jahren ausgetauscht.

Etwa 85% der Knieimplantate halten 20 Jahre.


AUSGEWÄHLTE PATIENTEN INFORMATION

Fragen an Ihren Arzt zu einer Knieendoprothese

Endoprothesenregister Deutschland (Patienteninformationen)

LITERATURE

Patient Information (manufacturer/Zimmer) (english)
Endoprothetik – Zwischen Anspruch und Realität (german)

REGISTER

Canadian Joint Replacement Registry (Canada)
Czech National Register of Joint Replacement (NRKN, Czech Republic)
Deutschland Endoprothesenregister (german)
Romanian Arthroplasty Register (Romania)
Slovak Arthroplasty Register (Slovakia)
Swedish Hip Arthroplasty Register (swedish)
UK National Joint Registry (UK)
Gelenkersatz: Anwendungsstandards und Register verbessern Qualität (german)
Register und Netzwerke: Zusammenarbeit ist wichtig für den Erfolg (german)

Das Implantat-Register bietet eine Online-Registrierung an (englisch, kostenpflichtig). Eine Druckversion steht zum freien download bereit.

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